Ach ja, da war mal was

Da liegen sie. Die kleinen Hanteln. Mit einer etwas vorwurfsvollen Haltung. Ich schiebe sie weiter nach hinten in den Schrank. Und das nicht zum ersten Mal. Leider funktioniert das „Aus den Augen-Aus dem Sinn-Prinzip“ hier gar nicht. Immer wieder denke ich daran, dass die Hanteln da mahnend im Schrank liegen und schließlich habe ich sie ja irgendwann gekauft, um sie zu nutzen für die Straffung der Oberarme.

Dieses Phänomen ist Dir vielleicht auch bekannt. Du bist Feuer und Flamme für etwas, kaufst das Zubehör und verlierst dann irgendwann die Lust, merkst das es doch nicht das Richtige war oder hast doch keine Zeit dafür. Und so richtig gut fühlt sich das nicht an; manchmal sogar belastend.

 

Wie viele Ufos sind bei Dir gelandet?

Mein neuer Fachbegriff für solche Dinge ist seit kurzem UFO. Danke an meine Schwester für diesen wunderbaren Begriff. Ufos sind „UnFertige Objekte“. In vielen Haushalten sind diese zu finden. Von angefangenen Strick- oder Nähobjekten, über ungenutztes Sport-Equipment bis hin zu einer Auswahl an Fachbüchern zu einem Thema, dem Du Dich dann doch nicht so euphorisch gewidmet hast.

Diese Ufos liegen in Deinen Räumen und Schränken und warten darauf, benutzt, gelesen oder bespielt zu werden. Mit etwas schlechtem Gewissen schiebst Du sie von einer Ecke in die andere mit dem Gedanken: Mache ich, wenn ich Zeit habe. Doch wie lange machst Du das schon? Oft reden wir von Jahren.

 

Warum fällt das Loslassen von Ufos so schwer?

Wenn Du Dich für eine Sache entschieden hast, dann aus bestimmten Gründen. Sei es sportliche Fitness oder ein toller selbst gestrickter Pullover. Das sind positiv besetzte Gründe.

Dann kommt der Punkt, wo Du feststellst, dass der erste Enthusiasmus verflogen ist. Du lässt das neue Hobby links liegen, aber immer mit einem leicht schlechten Gewissen. Das hat ja schließlich alles mal Geld gekostet und schließlich wolltest Du straffe Oberarme oder eben diesen tollen Strickpulli.

Zwischenzeitlich überwiegt das schlechte Gewissen und das positive Gefühl ist weg. Und trotzdem magst Du es nicht loslassen, weil Du ja irgendwann die Entscheidung getroffen hast, dieses Hobby ausführen zu wollen.

 

Du darfst Dich umentscheiden

Die gute Nachricht ist: Einmal getroffen Entscheidungen kann man revidieren und neu treffen.

Nichts, was Du einmal entschieden hast, ist in Stein gemeißelt. Du kannst die Entscheidung treffen, dass Du Stricken doch nicht zu Deinem Hobby machst und verschenkst die Wolle. Du kannst Dich entscheiden, dass Du straffe Oberarme auch durch Liegestützen bekommst und die machen Dir sogar Spaß. Du kannst entscheiden, dass umfangreiches Fachwissen über Quantenphysik Dir dann doch nicht so wichtig ist und verkaufst die Bücher.

 

Aber das hat doch mal Geld gekostet!

Ja, das stimmt. Allerdings ist das Geld bereits weg und Du wirst es nicht zurückbekommen, indem Du diese Dinge weiterhin bei Dir ungenutzt lagerst.

Es klingt hart, aber mit jedem Moment werden die meisten Dinge wertloser. Mir hat mal jemand gesagt, dass ein Auto nur noch die Hälfte des Neupreises wert ist (oder war es noch weniger?), in dem Moment, wo es vom Hof des Autohändlers rollt. Ob diese Aussage so ganz genau zutrifft, weiß ich nicht. Sie verdeutlicht aber die Wertvergänglichkeit von Dingen.

Viele Materialien verschleißen sogar, wenn sie ungenutzt sind. Ich habe schon oft gesehen, dass etwas aufbewahrt und dann nach langer Zeit frustriert festgestellt wurde, dass es kaputt und nicht mehr benutzbar ist. Fachbücher können veralten und Trends verändern sich. Du merkst schon: die Dinge werden nicht unbedingt besser, wenn sie lange bei Dir herumliegen.

 

Der Zeigarnik-Effekt

Und dann gibt es da noch einen psychologischen Effekt, der das Nicht-Vergessen-Können der Ufos erklären kann:

„Der Zeigarnik-Effekt ist ein psychologischer Effekt über die Erinnerung an abgeschlossene im Gegensatz zu unterbrochenen Aufgaben. Er besagt, dass man sich an unterbrochene, unerledigte Aufgaben besser erinnert als an abgeschlossene, erledigte Aufgaben.“ (Quelle: Wikipedia)

Diesen Effekt betrachtend, lässt sich erklären, warum wir die unfertigen Objekte nicht vergessen können. Sie sind nicht abgeschlossen. Unser Hirn ist noch damit beschäftigt; hält noch den Spannungsbogen, den es aufgenommen hat, als die Handlung begonnen wurde. Erst bei Beendigung wird die Aufgabe „aufgeräumt“.

Warum also nicht Dein Gehirn entlasten und Deine Ufos einer genauen Überprüfung unterziehen? 

 

Was lässt Du heute los?

Prüfe heute doch mal, was bei Dir so schlummert. Grabe ruhig tief, ob Du das ein oder andere nicht ausgeführte Hobby jetzt loslassen kannst. Wolle verschenken, Hanteln der sportlichen Nachbarin vermachen, Fachbücher verkaufen, usw.

Lass die Dinge in Dankbarkeit gehen. Sei gnädig mit Dir und freue Dich über die neu getroffene Entscheidung, die Raum freimacht für Dein gutes Leben.